Wir berichten hier von unseren Erlebnissen in Indonesien, auf dem Jugendgipfel (GYS) und der mennonitischen Weltkonferenz. Die Reise geht vom 27.06. bis zum 18.07.2022.
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Twentour meets Weltkonferenz – Eine Reise nach Indonesien
Sechs Deutsche und ein Schweizer auf Tour durch Indonesien.
Montag, Tag 1: Abflug um 12:30 Uhr in Frankfurt am Main bzw. 11:45 Uhr in Zürich. Treffpunkt in Singapur. Die Gruppe ist vollständig und reist weiter nach Denpasar, Bali. Inzwischen ist Tag 2 angebrochen. Es fühlt sich jedoch nicht so an. Im Flugzeug gibt es die ersten Erlebnisse beim Probieren durch das Menü: scharf und orientalisch, das ein oder andere für unsere europäischen Zungen etwas undefinierbar. Wir sind neugierig, vorsichtig und haben viel zu lachen. Bis die Schärfe des Essens (oder das darüber Lachen) uns die Tränen in die Augen treibt.
Dienstag, Tag 2: Angekommen in Denpasar durchlaufen wir am Flughafen eine Station nach der anderen. Nicht immer wissen wir, warum wir gerade schon wieder an einer Warteschlange stehen und was als nächstes kommt. Da sind
– Visa beantragen und bezahlen
– Passkontrolle, Fingerabdrücke und Visa bekommen
– Zollerklärung ausfüllen (einfach überall nein ankreuzen)
Als wir am Flughafen Richtung Ausgang gehen, laufen wir an unterschiedlichen Shops vorbei. Bereits hier werden wir von verschiedenen Seiten angesprochen, ob wir dies oder das brauchen oder kaufen wollen. Die erste innere Reaktion ist sofort zu sagen „No, thank you“. Zumindest habe ich (Anne) das sofort gesagt, noch bevor ich begriffen habe, was mir gerade angeboten wird. Kurz darauf merkte ich, dass das gerade Abgelehnte aber das Angebot war, Geld zu wechseln. Da das sowieso mein Plan war, änderte ich mein „No thank you.“ recht schnell in ein „Yes, please.“
Als wir aus dem Flughafengebäude herausgelaufen sind, fühlten wir uns schon überwältigt von den vielen Eindrücken. Einfach alles hat irgendwie anders ausgesehen und überall standen Leute, die mit Namensplakaten nach denen gesucht haben, die sie am Flughafen abholen sollten. Da es auch etliche Taxifahrer gab, fanden wir sehr schnell zwei Autos, die uns weiter nach Sanur in unsere Pension brachten (ca. 40 Min Autofahrt).
Nachmittags in Sanur angekommen, sind wir erst einmal herumgelaufen, um die Gegend zu erkunden. Recht schnell bekamen wir schon die ersten Angebote für ein Taxi per Auto oder Motoroller. Hier ist es eher untypisch, dass Leute zu Fuß unterwegs sind und gerne laufen wollen. Am Strand angekommen wurden wir abermals recht schnell angesprochen. Diesmal von einem Mann, der sein Geld durch Tourenangebote verdient. Er hat eine Karte mit verschiedenen touristischen Ausflugszielen. Sein Angebot ist, dass er uns an einem der folgenden Tage mit dem Auto zu verschiedenen Orten bringt, die wir anschauen wollen. Anfangs etwas misstrauisch nehmen wir das Angebot für Donnerstag (Tag 4) schließlich an.
Mittwoch, Tag 3:
Ursprünglich war der Plan, den Tag heute etwas gemütlicher angehen zu lassen. Wir waren alle ziemlich müde von der langen Reise. So müde, dass die erste Person sogar das Frühstück fast verschlafen hätte. (Zum Frühstück gab es Toast mit Butter und Marmelade und frischen Früchten: Ananas, Wassermelone, Papaya und Kaffee oder schwarzem Tee.) Nach dem Frühstück machten wir uns auf die Suche nach der Möglichkeit, Schnorcheln zu gehen. In der Touristen Information wurde dann recht schnell klar, dass wir um 10: 15 Uhr morgens damit schon etwas spät dran waren. Dennoch konnte ein Last Minute Trip für uns gebucht werden. Und so war kurzerhand unser Ausflug zum Schnorcheln geplant, all inclusive:
Taxi zum Strand, Fähre zur Insel Nusa Penida, kleines Motorboot mit zwei Guides, Schorchel Ausrüstung, Videos vom Schorcheln an drei verschiedenen Spots, Lunch, Mototaxi (Roller) zurück zur Fähre und die Rückfahrt nach Sanur mit Taxi (Auto) zurück zur Unterkunft.
Eine halbe Stunde später wurden wir an unserer Pension bereits von dem Taxi abgeholt, das uns zur Fähre an den Strand brachte. Später auf der Insel Nusa Penida angekommen staunten wir über das türkis blaue Wasser! Die Wassertemperatur war perfekt und die Vielfalt der Unterwasserwelt brachte uns nur noch mehr zum Staunen. Wir konnten unglaublich viele Fische sehen, blaue Seesterne, Korallen und sogar drei Schildkröten! Viel zu schnell ist die Zeit vergangen und wir mussten bald schon wieder aus dem Wasser steigen, um das letzte Fährschiff zurück nach Sanur zu bekommen. Dort angekommen stiegen wir zu Fuß aus dem Fährschiff in Knöchelhohes Wasser und liefen zurück an den Strand. Hier prallten zwei Welten aufeinander. Das Wasser war dunkelgrau, der Sand fast schwarz und der Strand übersäht mit (Plastik-)Müll. Alles schien dreckig und unaufgeräumt. Diese Eindrücke waren so gegensätzlich zu der bunten Unterwasserwelt, die wir kurz vorher noch gesehen haben.
Donnerstag, Tag 4:
Der Tourenguide, Ketut Suarta, den wir Dienstagabend kennen gelernt haben, holte uns um 9 Uhr an der Pension ab. Bis 18 Uhr abends klapperten wir verschiedene Stationen in der Umgebung ab.
Station 1: Barong Theater in Batubulan. Hier sahen wir eine einstündige Theater- und Tanzaufführung in traditioneller Art.
Station 2: Batikfabrik mit Verkauf. Hier bekamen wir gezeigt, wie die Stoffe gebatikt werden. Mit verschiedenen Wachsschichten und Färbevorgängen werden die Muster auf den Stoff gebracht. Schließlich wird das Wachs mit heißem Wasser wieder ausgewaschen. Eigentlich ist das Batiken traditionell auf der Insel Java verortet. Bali ist, so wurde uns erklärt, mehr für das Weben von Stoffen bekannt.
Station 3: Riesenschaukel (Aloha Swing Ubud) in Tegellalang (Stadt Ubud). Hier gab es mehrere verschiedene Arten von Schaukeln. Allerdings musste man ein Gesamtpaket für ca. 30 Euro kaufen. Es gab keine Möglichkeit, nur eine Schaukel für einen kleineren Preis auszuprobieren. Deshalb sind wir ohne Schaukeln wieder gegangen. So groß war unser Interesse dann doch nicht. Manchen von uns war schon vorher klar: Das hier sind eindeutig touristische Orte. Viele Menschen besuchen sie, um fesche Fotos für ihren Social-Media Auftritt zu machen. Wem das noch nicht klar war, der hat es spätestens jetzt verstanden.
Station 4: Reisfelder, auch in Tegellalang, Ubud (mit Eintritt bezahlen natürlich! Ist ja auch ein touristisches Ziel…)
Station 5: Mittagessen in einem Restaurant in Silungan DS Lotunduh (?)
Station 6: Wasserfall in Tegenungan. Hier gab es einen Wasserfall, an dem man sogar baden konnte. Auch an diesem Ort herrschte reger Betrieb und es gab verschiedene „Foto Spots“, an denen Touristen gerne Erinnerungsfotos schießen. Auch wir haben uns an dem ein oder anderen Spot auf einem Foto verewigt.
Station 7: Hinduistischer Tempel in Batuan. Wir bekommen alle einen Sarong. Das ist ein Gebetsschal, den man sich um die Hüfte bindet. Frauen und Männer binden den Sarong auf eine unterschiedliche Art. Ohne Sarong darf man einen hinduistischen Tempel nicht betreten. Da es keine Erklärungen und keinen Guide gab, baten wir unseren Tourguide, der ursprünglich am Auto warten wollte, uns ein paar Dinge zu erklären.
GYS 1.7 -4.7.2022:
Am Freitag, den 1. Juli sind wir mit einem Inlandsflug von Denpasar, Bali nach Surakarta, Zentral-Java geflogen. Unser Guide Ketut und vom Vortag und sein Schwager haben uns in Sanur von unserem Hotel abgeholt und uns dann mit zwei Autos zum Flughafen gebracht. Ketut hat uns diesen Service am Vortag angeboten, er ist froh über jede Einnahmequelle (wegen der Pandemie). Und wir haben uns gefreut, dass sein Taxidienst nur die Hälfte gekostet hat von dem, was wir für das Flughafen-Taxi am Dienstag gezahlt haben.
Angekommen in Surakarta sind wir (auch mit zwei Taxen) weitergefahren nach Salatiga. Interessant war, dass die Taxifahrer hier kein einziges Wort mit uns gewechselt haben (außer das Danke am Ende der Fahrt). Völlig anders als auf Bali. Dort gehörte Small Talk mit den Taxifahrern dazu.
Abends hat dann der GYS (Global Youth Summit/ Weltjugendgipfel) angefangen. Mit einem Bus-Shuttle fahren wir jeden Abend vom D’Emmerick Hotel nach Sumogawe Village. Dort findet in einer großen Veranstaltungshalle (STT) der Evening Worship (Abendgottesdienst) statt. Diese Halle hat genau so wie die Lobby im Hotel und manch andere Räume und Flure zwar ein Dach, aber offene Seitenwände. Tagsüber ist es schwül und warm, abends wird es angenehm kühl. Das D’Emmerick Hotel und das STT liegen auf ca. 600m Höhe. Das Klima ist dadurch etwas anders als auf Bali. Mit einem Pulli lässt es sich abends aber gut aushalten. Deshalb sind völlig geschlossene Räume auch gar nicht notwendig. Auch ein Teil der Fenster in den Hotelzimmern hat nur ein Moskito-Netz, aber gar keine Fensterscheiben. Aber auch in den halboffenen Räumen zählt natürlich die Maskenpflicht.
Nun zurück zum GYS: Das diesjährige Thema ist Life in the Spirit: Learn. Serve. Worship. (Leben im Geist: Lernen. Dienen. Anbeten). Der Lobpreis am morgen und an den abendlichen Gottesdiensten wird abwechselnd von den unterschiedlichen Kontinenten gestaltet. So haben wir am ersten und zweiten Abend Asien und Nordamerika gesehen und gehört. Am ersten Morgen haben uns die Süd-Amerikaner an ihrem Lobpreis teilhaben lassen. Es macht Spaß die unterschiedlichen Stile des Lobpreises kennenzulernen. Hier sind wir auch sehr überrascht worden, wie gegensätzlich der Lobpreisstil zur sonstigen Kultur sein kann. Die Indonesier sind eher zurückhaltende Menschen. So wurden wir überrascht, als der asiatische Lobpreis am ersten Abend aus einer fetzigen Bühnenshow mit Tanz und feiernden Leuten bestand!
Vormittags und nachmittags gibt es Workshops zu verschiedenen Themen. Währenddessen treffen sich die Delegierten der verschiedenen Länder zu ihren Sitzungen. Noa und Lukas aus unserer Reisegruppe sind als Delegierte aus Deutschland und der Schweiz auch mit dabei. Bei diesen Sitzungen werden Themen diskutiert, im Fokus standen dabei die Probleme und Herausforderungen mit denen die jungen Erwachsenen in ihren Ländern und auch in ihrer Gemeinde zu kämpfen haben. Die Zeit für diese Sitzungen ist leider etwas kurz, da es einfach so viel zu erzählen und zu teilen gibt.
Allgemein ist es sehr spannend sich auf dem GYS mit den jungen Mennoniten aus anderen Ländern auszutauschen und zu hören, wie die Gemeindesituation in ihren Ländern aussieht. Auch auf den anderen Kontinenten haben Gemeinden mit Überalterung, sinkenden Mitgliederzahlen und mit Unverbindlichkeit zu kämpfen. Es ist eine Herausforderung für die weltweite Kirche auf diese Situationen zu antworten und zu überlegen, wie Kirche wieder relevanter werden kann.
Timo Doetsch (AMBG) hat passend dazu am Montagmorgen in seiner Predigt gesagt: „Christianity is not a religion, it is about relationship to Christ.“ (Christentum ist keine Religion, es geht um die Beziehung zu Christus).
Wir sind herausgefordert in einer zu säkularen Welt zu leben, in der es viele Angebote gibt, um das Vakuum in uns zu füllen. Zum Beispiel durch Social Media, Fernsehen, Essen und anderen Sachen. Aber wirklich nachhaltig können wir diese Leere in uns nur mit unserer Beziehung zu Christus füllen. Im Lobpreis, Gebet, Bibellesen und Gemeinschaft mit anderen Christen.
Unsere Identität liegt in Christus. Deshalb müssen wir sie nicht in anderen Dingen suchen und auszufüllen versuchen. Wir dürfen immer mehr in unsere Beziehung zu Jesus hineinwachsen und uns auf diesem Weg durch den Heiligen Geist führen und begleiten lassen.
Life in the Spirit: Learn. Serve. Worship.
Wir sind dankbar für die Gemeinschaft mit anderen Christen hier auf dem Weltjugendgipfel. Wir erleben die Verschiedenheit einer weltweiten mennonitischen Familie, die trotz einer großen Vielfalt und vieler kultureller Unterschiedlichkeit zusammengehört und miteinander verbunden ist. Was für ein Geschenk! Wir sind hier unter lauter fremden Leuten, aber fühlen uns nicht fremd. Auf den Gängen grüßt man sich gegenseitig. Bei den Mahlzeiten kommt man schnell miteinander ins Gespräch. Man ist fremd und gleichzeitig ist man zuhause. Die Verbundenheit ist unglaublich.
Am vierten und letzten Tag des GYS erzählten uns die Delegierten von ihren Gesprächen. Sie erzählten von den jeweiligen Herausforderungen der jungen Leute in den Gemeinden auf den verschiedenen Kontinenten. Anschließend wurde eine riesige Weltkarte ausgerollt. Wir haben Bibelverse und Gebete auf Post-its geschrieben und bei den jeweiligen Ländern aufgeklebt. In einer intensiven Gebetszeit haben wir gemeinsam um die Länder und Kontinente gebetet. Da wurde manch einem bewusst, dass wir hier auf dem GYS keine Ausgrenzung, keinen Rassismus, keine Diskriminierung erleben. Vorherrschend ist das Gefühl der Verbundenheit in Christus. Durch Jesus sind wir vereint.
Die Weltversammlung vom Dienstag 5. bis Sonntag, 10. Juli 2022
Schlafen, Essen, Bus Shuttle, Morgenprogramm, Bus Shuttle, Mittagessen, Bus Shuttle, Workshops / Ausflüge / Global Church Village, Bus Shuttle, Abendessen, Bus Shuttle, Abendprogramm, Bus Shuttle, den Abend mit Gesprächen und Begegnungen ausklingen lassen und schließlich unendlich müde ins Bett fallen.
So oder so ähnlich haben unsere Tage auf der Weltversammlung ausgesehen. Ja, wir sind tatsächlich viel Bus gefahren. Normalerweise findet die Weltversammlung zentral an einem Ort statt (Programm + Übernachtung). Coronabedingt durften in Indonesien zurzeit jedoch nicht mehr als 1.000 Leute an einem Veranstaltungsort übernachten (oder so ähnlich). Die Weltversammlung hatte ihr Teilnehmerlimit bei 1.250 Teilnehmern. So kam es, dass die Unterbringung auf vier Hotels aufgeteilt war. Das hat natürlich einiges erschwert und komplizierter gemacht. Und dennoch: Es hat funktioniert! Hut ab vor all der Organisation, die hier dahinter steckt! Natürlich hat das ein oder andere auch mal nicht funktioniert. Aber das gab uns die Gelegenheit, die indonesische Flexibilität kennen zu lernen und das ein oder andere Mal zu merken, wie deutsch wir doch manchmal sind (überpünktlich und nehmen es manchmal sehr genau…). Ja, im Spiegel einer anderen Kultur lernt man sich selbst auch nochmal besser kennen.
Und schließlich konnten wir trotz mancher pandemiebedingter Einschränkungen als weltweite Gemeinschaft vor Ort (und online) zusammenkommen und hatten eine wirklich gute Zeit. Denn was in der Auflistung oben fehlt, sind die vielen zahlreichen Begegnungen beim Busfahren, bei den Mahlzeiten, bei den Ausflügen, in den Workshops,…
Vor allem die Atmosphäre war besonders. Auch wenn man sich nicht kannte und vorher noch nie gesehen hat, hat man sich wie selbstverständlich zueinander an den Tisch gesetzt und war schnell miteinander im Gespräch. Oder hat sich sogar ein Zimmer miteinander geteilt.
Thematisch stand die Vollversammlung unter dem Thema „Following Jesus together across barriers“ (Gemeinsam Jesus über Grenzen hinweg folgen) mit den Unterthemen
- Learning Together (gemeinsam lernen)
- Caring Together (gemeinsam (sich um andere) sorgen)
- Celebrating Together (gemeinsam feiern)
- Following Together (gemeinsam nachfolgen)
Verschiedenste Personen aus unterschiedlichen Ländern haben zu diesen Themen gesprochen. Es wäre zu viel, das alles hier zusammenzufassen. Stattdessen möchte ich (Anne) von der Rede von Makadunyiswe Doublejoy Ngulube aus Simbabwe erzählen. Maka ist die Jugenddelegierte aus Simbabwe und hat am Samstagvormittag, 9. Juli über intergenerationale Solidarität und Beziehungen gesprochen.
Wenn ich sie richtig verstanden habe, hat sie gesagt, dass die junge Generation ihre Zukunft auf den Schultern der vorhergehenden Generation aufbaut. Deshalb ist es so unglaublich wichtig, dass es Beziehungen zwischen den Generationen gibt und sich die einzelnen Generationen nicht voneinander abkapseln. Leider scheint es jedoch so, dass hier eine Lücke entstanden ist. Aber wir brauchen die Nähe zueinander, um als junge Generation aus den Fehlern der vorhergehenden Generationen zu lernen.
In 5. Mose 28, 1-2 steht: „Weiter sagte Mose: »Wenn ihr auf den Herrn, euren Gott, hört und alle seine Gebote, die ich euch heute verkünde, sorgfältig befolgt, wird er euch hoch über alle Völker der Erde erheben. Die ganze Fülle seines Segens wird euch zuteil werden, wenn ihr den Weisungen des Herrn, eures Gottes, gehorcht.“
Intergenerationale Beziehungen können sowohl Segen als auch Fluch bringen. Denn beides wird an die nächste Generation weitergegeben. Ein paar Beispiele für den Fluch wären Kolonialismus, Rassismus, Krieg, Gewalttätigkeit u.a. Diese Dinge haben die Macht, Beziehungen zwischen den Generationen zu zerstören. Zum Beispiel wenn eine Generation es versäumt hat, zu handeln, und das dann von der nächsten Generation vorgeworfen bekommt. Jede Generation wird die älteren fragen, warum sie nicht aufgestanden sind für das, was richtig ist; warum sie nicht den Mund aufgemacht haben, als sich ein Krieg angebahnt hat…
Jede Generation wird mit diesen Fragen konfrontiert werden. Daraus stellt sich eine noch wichtigere Frage: Wie können wir uns sicher sein, dass Gott uns segnet und wir diesen Segen weitergeben? Die Antwort ist, indem wir das Leben leben, zu dem uns Gott berufen hat.
Maka hat in ihrer Rede drei konkrete Schritte genannt, die wir auf diesem Weg gehen können:
- Wir müssen bereuen. Wir müssen um Vergebung bitten für die Fehler, die unsere Vorfahren begangen haben. Dadurch können wir das unbewusste Weitergeben solcher Verhaltensweisen bewusst brechen.
- Wir müssen beten. Gott sorgt sich um seine Kirche. Wir müssen beten, dass Gott die Lücke zwischen den Generationen schließt und unser Leben mit einem Sinn erfüllt. Die Bibel ermutigt uns, kontinuierlich im Gebet dranzubleiben.
- Wir müssen handeln. Wir können Raum schaffen für unterschiedliche Altersgruppen in Familie, Kirche und Gruppen, um miteinander zu interagieren. Wir können ein Mentorenprogramm beginnen, indem die Jüngeren durch Ältere begleitet werden. Glaube kann von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Dafür müssen wir Gottes Wirken in unserem eigenen Leben auch reflektieren. Und das kann schließlich nur geschätzt werden, wenn es auch gute Beziehungen zwischen den Generationen gibt.
Nach diesen Worten von Maka und den vielen Vorträgen, Geschichten und Predigten der anderen RednerInnen sind wir gefordert, das Gehörte mit nach Hause zu nehmen und weiter in unserem Inneren zu bewegen, darüber ins Gespräch zu kommen.
Assembly Scattered vom Sonntag, 10. Juli bis Mittwoch, 13. Juli
Für den letzten Tag der Weltversammlung sind wir nach Semerang gereist. Dort fand im Holy Stadium, einem riesigen Kirchengebäude der Abschlussgottesdienst statt.
Nachmittags sind wir von dort mit unserer Assembly Scattered (auf dt.: verstreute Versammlung) Tour gestartet. Mitglieder aus der GKMI Mennonitengemeinde Yogyakarta haben diese Tour vorbereitet. Neben uns haben noch zwei Kanadierinnen die Tour gebucht. Somit waren wir eine überschaubare Gruppe und zusammen in einen Kleinbus gepasst. Im Folgenden ein Überblick über den Ablauf der Tour mit all den Stationen und Sehenswürdigkeiten, die wir besucht haben:
Sonntag, 10. Juli
Fahrt von Semerang nach Yogyakarta (ca. 3h)
Abendessen im Bakmi Jawa Legenda in Yogyakarta (ein kleines, sehr einfaches, traditionelles, indonesisches Straßenlokal). Das Essen war unglaublich gut. In den nächsten Tagen haben wir oft in teuren Restaurants gegessen und uns das ein oder andere mal wieder in dieses einfache kleine Lokal zurückgewünscht. Dort hat einigen von uns das traditionell indonesische Essen mitunter am besten geschmeckt.
Einchecken im Ibis Hotel, das für uns gebucht wurde (nobelstes Hotel unserer gesamten Reise)
Montag, 11. Juli
Nach dem Frühstück im Hotel sind wir in die GKMI Mennonitengemeinde in Yogyakarta gefahren. Dort haben wir den Pastor und ein paar Gemeindemitglieder kennengelernt, Lieder gesungen (auch auf Deutsch) und bei Kaffee und Snacks einander kennen gelernt. Außerdem gab es einen Vortrag über die Gemeindearbeit.
Besuch an der UKDW University (Duta Wacana Christian University), diese wird von der Gemeinde unterstützt. Es gibt auch junge Erwachsene aus der Gemeinde, die dort studieren. Wir haben eine Führung durch die Uni bekommen.
Mittagessen im Auto auf der Fahrt zur nächsten Station (Lunchboxen sind in Indonesien weit verbreitet. In einer Lunchbox gibt es ein volles Mittagessen mit Reis, Gemüse, Fleisch, … Leider ist das oft mit viel Wegwerf-Plastik verbunden.)
Besuch einer katholischen Kirche, Sacred heart of Jesus Catholic Church in Ganjuran. Die Kirche ist in einer Mischung aus javanesischem und hinduistischem Stil gebaut. Das bietet den Einheimischen die Möglichkeit, in einer christlichen Kirche heimisch zu sein und nicht in eine Kirche gehen zu müssen, mit der den Menschen die westliche Kultur aufgedrängt wird. Für uns völlig fremd war der kleine Tempel mit Jesusfigur auf dem Gelände der Kirche. Dieser dient als Gebetsstätte.
Zurück im Auto bekamen wir Snackboxen mit zwei süßen Gebäckstücken ausgeteilt. Ja, wir wurden wirklich gut versorgt.
Unser nächster Halt war am Parangtritis Beach, einem Strand mit schwarzem Sand, südlich von Yogyakarta am Indischen Ozean. Schwimmen kann man dort nicht, das wäre viel zu gefährlich. Der Strand mündet ins offene Meer, wodurch die Wellen sehr unterschiedlich groß sind. Der Strand besteht nur aus Sand. Dadurch merkt man auch nicht, wie tief man ins Wasser hineinläuft, weil man nur auf Sand läuft. Die Wasserkante bewegt sich ständig wegen der Wellen. Bleibt man an einer Stelle stehen kann es sein, dass das Wasser zuerst gar nicht zu einem herankommt. Ein paar Wellen später steht man plötzlich kniehoch im Wasser… Wir blieben bis zum Sonnenuntergang am Strand. Leider war es sehr wolkig und wir konnten nicht viel von der Sonne sehen.
Zum Abendessen sind wir in ein All-you-can-eat Restaurant nach Yogyakarta gefahren. Dort gab es ein Buffet mit verschiedenstem Fleisch, Fisch, Gemüse und Nudelsorten. Am Tisch hatte jeder einen eigenen Topf auf einer Herdplatte stehen. Dort hat sich jeder sein Essen nach Belieben gegart. Das Ergebnis war eine Art Suppe. Vom geselligen Beisammensitzen ist das ungefähr vergleichbar mit einem Raclette Essen.
Dienstag, 12. Juli
Heute durften wir die Ordination des neuen Pastors in der GKMI Mennonitengemeinde in Pundong (südöstlich von Yogyakarta) besuchen. Diese Gemeinde ist eine Church Plant (Gemeindegründung) der Gemeinde in Yogyakarta und wird von dieser auch noch weiter unterstützt. Da die Gemeinde in Pundong auf dem Land liegt und die Gemeindeglieder überwiegend Landwirte (Reisanbau) sind, ist sie finanziell nicht so gut aufgestellt wie die Gemeinde in der Stadt Yogyakarta. Der Termin der Ordination wurde extra so gelegt, dass er zeitlich nahe an der Weltversammlung liegt, damit Teilnehmende der Weltversammlung zur Ordination kommen können. Somit war es eine Ehre für uns, dass wir dabei sein durften, auch wenn der Gottesdienst nicht übersetzt wurde. Dennoch war es spannend, die kulturellen und traditionellen Elemente und Unterschiede zu beobachten. Schließlich durfte Lukas aus unserer Reisegruppe sogar eine traditionelle Kleidung anprobieren.
Da unser Programm recht straff geplant war, bekamen wir wieder Lunchboxen für die Autofahrt. Die nächste Station war dann das Taman Sari Water Castle (Wasserschloss) der Sultanfamilie aus dem 18. Jahrhundert. Dieses diente als Ort zum Baden, Ausruhen, Meditieren und auch als Versteck und Ort der Verteidigung.
Nachmittags hatten wir 2-3 Stunden frei, um uns im Hotel auszuruhen bzw. die Malioboro Straße in Yogyakarta zu erkunden. Diese zentral gelegene Straße ist eine bekannte Shopping-Meile. Unser Hotel lag in einer Seitenstraße zur Malioboro Street. Rendy aus der Gemeinde, den wir schon vom GYS kannten, hat uns begleitet und ein Geschäft mit Batik-Kleidung gezeigt.
Abends ging es dann in ein nobles Restaurant in der Nähe des Sultan-Palastes.
Mittwoch, 13. Juli
Da an diesem Tag der Sonnenaufgang als erste Station auf dem Programm stand, sind wir bereits um 4 Uhr morgens am Hotel abgefahren. Dann haben wir auf dem Dagi Abhinaya Hügel mit Blick auf den Borobudur Tempel (größte buddhistische Tempelanlage weltweit) den Sonnenaufgang angeschaut. Dieser liegt nordöstlich von Yogyakarta. Leider gab es auch heute einige Wolken. Dennoch hatten wir eine freie Sicht auf den Tempel und anschließend ein reichhaltiges Frühstück mit mehreren Gängen (Kaffee und Tee, Suppe, Reis mit einer Art Gulasch, Obst und süßer Reispfannkuchen, Kokosnuss zum Trinken) unter freiem Himmel mit live Gamelan Musik (traditionelle Musik). Auch bei dieser Mahlzeit machte der ein oder andere aus unserer Gruppe die Bekanntschaft mit einem unentdeckten Chili im Essen. Auf unserer Reise haben wir die unterschiedlichsten Farben und Formen von Chilis kennen gelernt. Manches Mal leider erst nach der unverhofften kulinarischen Erfahrung…
Anschließend fuhren wir zum Borobudur Temple, um ihn aus nächster Nähe anzusehen. Zu unserer Überraschung standen dort zwei (lebende!) Elefanten auf der Wiese, die sogar gestreichelt werden durften.
Danach ging es gleich weiter zu einem anderen buddhistischen Tempel in der Nähe, dem Mendut Kloster. Dort trafen wir den buddhistischen Mönch, Bhikku Pannavaro. Dieser gab uns eine Führung durch die Kloster- und Tempelanlage und beantwortete unsere Fragen.
Mit einer Snackbox mit süßen Brötchen ging es zurück nach Yogyakarta. Dort gingen wir noch in ein Museum über die Sultanfamilie und in ein Museum im Palast des Sultans.
Mit der Fahrt zurück ins Hotel und einem Lunchbox-Mittagessen in der Lobby ging unsere Assembly Scattered Tour zu Ende. Unsere indonesischen Gastgeber und auch wir haben uns jeweils mit einer kleinen Rede bedankt und voneinander verabschiedet. Es war eine wirklich gute Tour. Wir haben es genossen, einheimische Gastgeber zu haben, die uns so viele Orte zeigten und durch die Begegnungen untereinander uns auch die Möglichkeit gaben, einen tieferen Einblick in die indonesische Kultur zu bekommen. Wir sind dankbar für diese wunderbaren Menschen, die uns diese Erfahrung ermöglicht und uns gute Gesellschaft geleistet haben!
Der Rest des Tages lag dann in unserer eigenen Planung. Da wir an diesem Tag jedoch sehr früh aufgestanden sind und wir schon in den Tagen bzw. Wochen davor auch nicht so viel Schlaf abbekommen haben, waren wir inzwischen so müde, dass für uns das Nachmittagsprogramm sehr schnell feststand: Schwimmen im Pool, Duschen, Schlafen!
Twentour, Tag 18 (Donnerstag, 14. Juli)
Ein Tag zum Ausruhen, bummeln und Souvenirs kaufen. Zum Mittagessen gingen wir spontan in den Pizza Hut in der Shopping Mall direkt neben unserem Hotel. Dort liefen wir zwei deutschen Baptisten über den Weg. Sehr schnell stellte sich heraus, dass einer der beiden sogar mennonitische Wurzeln hatte. Wie klein doch diese Welt ist!
Abends luden uns dann Satria und Rendy zum Abendessen ein. Eigentlich wollten wir sie gerne einladen und uns damit ein wenig für die gute Zeit bedanken. Aber keine Chance, die Einladung ins Restaurant galt uns! Obendrauf bekamen wir noch traditionelle Blusen und Hemden (Batik) und indonesische Snacks zum mit nach Hause nehmen. Wir sind wirklich dankbar und fühlen uns reich beschenkt!
Twentour, Tag 19 (Freitag, 15. Juli)
Für diesen Tag stand die Reise in die Hauptstadt Jakarta auf dem Programm. Dauer 6:20 Stunden. Da wir Premium Plätze gebucht hatten, saßen wir sehr bequem und hatten viel Beinfreiheit. Wir haben die Zugfahrt genossen, um auszuruhen und aus dem Fenster zu schauen. Es gibt in Indonesien so unglaublich viele Reisfelder!
Twentour, Tag 20 (Samstag, 16. Juli)
Auf dem Weltjugendgipfel haben wir Dante und Sherly kennen gelernt. Dante ist Pastor in der Mennonitengemeinde in Jakarta und Sherly ist seine Frau. Nachdem wir uns bei ihnen nach besonders sehenswerten Orten in Jakarta erkundigt haben, boten sie uns an, uns die Stadt zu zeigen. Die beiden haben noch Edo mitgebracht, der in Berlin studiert und uns auf unserer Sightseeing-Tour durch Jakarta begleitet hat. Was will man mehr?!! So hatten wir unsere ganz persönlichen Tour-Guides und gute Gemeinschaft.
Und wir konnten uns wirklich glücklich schätzen, denn es hat morgens geregnet! Durch den Regen gab es am Nationalen Denkmal (132m hoher Obelisk mit Aussichtsplattform) keine Warteschlange und wir konnten ohne Wartezeit direkt zur Aussichtsplattform. Normalerweise kommt man da ohne Wartezeit nicht hinein, teilweise muss man sogar mehrere Stunden anstehen… Trotz des Regens hatten wir eine gute Aussicht. Auch bei Sonne hätte man aufgrund des Smogs nicht weitersehen können. Anschließend sind wir in die Old City Kota Tua, wo wir auch zu Mittag gegessen haben. Danach ging es weiter in die Chinatown. Spätestens jetzt wussten wir beim Durchlaufen auf den Gehwegen nicht mehr, ob wir nach links oder rechts schauen sollten. Ein Verkaufsstand und Laden löste den nächsten ab. Hier kann man nahezu alles kaufen. Von Süßigkeiten über Zahnpasta zu Kochtöpfen und Goldschmuck.
Später fuhren wir mit dem Bus zur (katholischen) Kathedrale und zur gegenüberliegenden (muslimischen) Moschee. Letztere ist für Touristen jedoch nicht zugänglich und die Kathedrale war leider auch geschlossen, weil sie für den Abendgottesdienst vorbereitet wurde (coronabedingte Desinfektion des Innenraums). So konnten wir die Gebäude nur von außen anschauen.
Für einen gemütlichen Ausklang des Tages gingen wir noch in den Park Taman Lapangan Banteng. Dort überraschte uns Edo mit traditionellem Kuchen (Martabak Mantul), den er von uns unbemerkt gekauft hat. (Den Kuchen isst man noch warm.) Spontan sind wir bis abends geblieben und haben uns von einem Lieferservice Abendessen liefern lassen. (Eindeutiger Vorteil, wenn man in Begleitung ortskundiger Leute unterwegs ist!) So kamen wir später sogar noch in den Genuss der Licht- und Lasershow am Fontänenteich im Park. Diese viertelstündige Aufführung gibt es jeden Abend um 18:30 und 19:30 Uhr und zieht zahlreiche Besuchermengen in den Park. Ein gelungener Abschluss für einen gelungenen Tag!
Twentour, Tag 21 (Sonntag, 17. Juli)
Da unser Flug erst abends ging, hatten wir vormittags noch
Zeit, um Jakartas Strand auszukundschaften. Als wir an der Promenade ankamen
waren wir etwas enttäuscht. Irgendwie hatten wir uns einen Sandstrand
vorgestellt, an dem man mit den Füßen im Wasser entlangschlendern kann. Der
Strand erinnerte aber eher an einen Hafen, der noch gebaut wurde (oder so
ähnlich). Dennoch bot die Promenade eine Vielzahl an Imbissbuden und Ständen.
Und der Blick vom Kaffeetisch übers Wasser bot dann eine kleine Entschädigung.
Mittags ging es dann Richtung Flughafen. Ja, uns wurde sogar empfohlen, 2-3 Stunden einzuplanen, nur für die Fahrt zum Flughafen! Es kommt wohl vor, dass man auf dieser Strecke auch mal über eine Stunde im Stau feststecken kann… Glücklicherweise hatten wir keinen Stau und kamen gut voran. So hatten wir am Flughafen ausreichend Zeit, um noch ein paar Runden Riesen-Dutch-Blitz zu spielen, das wir für den Weltjugendgipfel vom juwe ausgeliehen hatten. Und schließlich konnten wir vom Flughafen aus noch einen wunderschönen Sonnenuntergang sehen. Ein schöner Abschluss für eine wirklich gute Reise! Dankbar und ohne Komplikationen sind wir am Montagmorgen wieder in Deutschland und der Schweiz gelandet. Alle, die überlegen, bei der nächsten Twentour teilzunehmen können wir das nur wärmstens empfehlen! Auch wenn uns das Essen nicht überall geschmeckt hat, auch wenn das Wetter wirklich schwül und heiß war, auch wenn manche ein bisschen Durchfall hatten, auch wenn wir fast immer Schlafmangel hatten, auch wenn wir ein paar sprachliche und kulturelle Missverständnisse hatten, war die Reise dennoch genial! Wir haben so viel Neues gesehen, tolle Menschen kennen gelernt, Indonesien mit Land und Leuten und seiner Kultur kennen gelernt und sind reich beschenkt worden. Wir hatten eine wirklich gute Zeit! Dank sei Gott für Bewahrung, Schutz und Segen!